Jahresberichte

Jahresbericht 2017

Mit der folgenden Statistik möchten wir Sie anhand von Zahlen und Kommentaren über unsere Arbeit in der stationären und ambulanten Hilfe nach §67 SGB XII informieren. Sie ist Teil der Gesamtstatistik für die Wohnungslosenhilfe in Deutschland und dient uns, Bilanz unserer Arbeit im Karl-Lemmermann-Haus zu ziehen.

Die Zahlen und Kommentare spiegeln die Situation unserer Klienten vor Einzug in die Einrichtung, die Verweildauer im Karl-Lemmermann-Haus sowie den Wohnstatus beim Auszug wider. Wir haben im Jahr 2017 72 Männer betreut. 39 Klienten sind im Laufe des Jahres wieder aus der Einrichtung ausgezogen.

Auslöser des letzten Wohnungsverlustes:

Die Auslöser für den letzten Wohnungsverlust unserer Klienten sind vielfältig. Der häufigste Grund für einen Wohnungsverlust, nämlich ca. 20%, waren Mietschulden. Gefolgt von einer vorangegangen Haft (ca. 15%) oder Konflikten im Wohnumfeld (ca. 13%). Bei den anderen 39 Klienten führten diverse Gründe z.B. Trennungen, Krankheit, Ortswechsel, Gewalt durch Dritte etc. zur Wohnungslosigkeit.

Dauer der Wohnungslosigkeit:

Die meisten unserer Klienten waren vor der Aufnahme ins Karl-Lemmermann-Haus bis zu einem Jahr wohnungslos. Die Zahlen zeigen, dass eine Wohnungslosigkeit über viele Jahre eher die Ausnahme bleibt.

Bewohner insgesamt 72 100%
unter 2 Monate 28 39%
2-6 Monate 15 21%
6-12 Monate 10 14%
1 - 3 Jahre 8 11%
3-5 Jahre 6 8%
5 Jahre und länger 2 3%
keine Angabe 3 4%

Häufigkeit des Wohnungsverlustes:

Auffallend ist, dass in 51 % der Fälle eine wiederholte Wohnungslosigkeit vorliegt. Dies verdeutlicht das folgende Diagramm. Wir gehen also davon aus, dass Menschen, die einmal wohnungslos waren, ein hohes Risiko haben, wieder wohnungslos zu werden. Dies führen wir auf die besonderen Bedarfslagen zurück, die bei den meisten Klienten vorliegen. Die Erfahrungen zeigen, dass die Problemlagen, mit denen die Klienten bei uns ankommen immer komplexer werden. Insbesondere vor diesem Hintergrund halten wir die ambulante Betreuung nach dem Auszug aus der Einrichtung für besonders wertvoll. Da die Häufigkeit des Wohnungsverlustes statistisch leider nicht regelmäßig erfasst wird, haben wir bei 12 Klienten keine Angabe darüber.

Häufigkeit des Wohnungsverlustes

Wohnstatus vor der Aufnahme ins Karl-Lemmermann-Haus:

Ein Großteil unserer Klienten, nämlich 53 Männer, befanden sich vor der Aufnahme in die Einrichtung in nicht mietrechtlich abgesicherten Wohnverhältnissen, d.h. sie befanden sich in anderen Einrichtungen z.B. stationären Einrichtungen, Notunterkünften, Gefängnis oder konnten vorübergehend bei Bekannten oder der Familie unterkommen. Sechs Neuzugänge haben ihre Wohnung z.B. auf Grund von Mietschulden verloren. Tatsächlich auf der Straße haben lediglich 11 Klienten gelebt. Von zwei Klienten haben wir keine Angaben erhalten.

Alter bei Maßnahmenbeginn:

Beim Maßnahmenbeginn befinden sich viele Klienten im mittleren Lebensalter. Das folgende Stabdiagramm zeigt die Altersverteilung beim Eintritt in das Karl-Lemmermann-Haus.

Alter bei Maßnahmenbeginn

Verweildauer im Karl-Lemmermann-Haus:

28 Bewohner haben die Einrichtung 2017 nach weniger als einem Jahr wieder verlassen. Dies führen wir auf die gute sozialpädagogische Betreuung und das ausgereifte Konzept des Karl-Lemmermann-Hauses zurück. 11 Bewohner benötigten einen längeren Zeitraum um wieder selbstständig den Alltag zu meistern. Dies ist aus unserer Erfahrung einerseits auf die bereits erwähnten komplexen Bedarfslagen der Bewohner zurückzuführen, andererseits mussten einige Klienten zusätzlich mit schweren Schicksalsschlägen umgehen oder sind schwer erkrankt. Klienten, die das Haus nach sehr kurzer Zeit wieder verlassen, werden häufig an andere vorrangige Hilfen weiter vermittelt oder müssen das Haus auf Grund von Regelverstößen verlassen. Das folgende Stabdiagramm verdeutlicht die Verweildauer unserer Klienten.

Verweildauer im Karl-Lemmermann-Haus

Wohnstatus beim Auszug aus dem Karl-Lemmermann-Haus:

Die Wohnsituation beim Auszug unserer Klienten ist von besonderer Bedeutung für das Ergebnis unserer Arbeit. Von den 39 Klienten, die das Haus im Jahr 2017 verlassen haben, haben 23 Klienten das Haus planmäßig verlassen. Die Betreffenden sind in eine eigene Wohnung oder zu einem Partner gezogen oder wurden von uns an eine andere vorrangige Hilfe z.B. Gesundheitssystem, stationäre Einrichtung weiter geleitet. Die anderen 16 Personen mussten das Haus auf Grund von Regelverstößen verlassen, bei 6 Männern haben wir keine Kenntnis über den Wohnstatus.

Mit diesem Ergebnis unserer Arbeit sind wir sehr zufrieden. Insbesondere vor dem Hintergrund der angespannten Lage auf dem Immobilienmarkt sind wir stolz darauf acht Bewohner in eine eigene Wohnung bzw. Wohnung mit Partner begleitet zu haben. Aus unserer Erfahrung kommen viele Klienten mit immer komplexeren Problemlagen bei uns an. Auf Grund dieser individuellen Bedarfslagen, war es bei 12 Bewohnern angezeigt, sie in andere Einrichtungen weiter zu leiten. Zwei Bewohner haben eine Haftstrafe angetreten, ein Bewohner hat die Einrichtung gewechselt.

Aus unserer langjährigen Erfahrung und der Beobachtung der Entwicklungen der letzten Jahre zeigt sich immer stärker, dass in der Vergangenheit häufig eine vorangegangene Haft der Grund für den Einzug ins Karl-Lemmermann-Haus war. Dies ist auch heute in einigen Fällen so. Häufiger führen Mietschulden oder Probleme im Wohnumfeld zum Wohnungsverlust. Insbesondere Mietschulden stehen im Fokus bei der Ursachenforschung für den Wohnungsverlust. Bei der derzeitigen Entwicklung auf dem Immobilienmarkt bleibt zu befürchten, dass sich diese Entwicklung, insbesondere bei alleinlebenden Männern, die nicht durch ein soziales Netz gesichert sind, verschärfen könnte.